Mein Manifest

In einem Artikel „How to become famous and rich as an artist“ las ich, dass jeder ernstzunehmende Künstler ein Manifest zu schreiben hat.
Daraus ergaben sich für mich zwei Fragen:
1. Hat Leonardo da Vinci auch eins geschrieben?
2. Bin ich überhaupt ein Künstler?
Die Antwort auf beide Fragen ist gleich: nein.
Aber die Idee gefiel mir trotzdem. Und so lesen Sie hier Antworten auf die bohrenden Fragen, die Sie vielleicht beschäftigen, wenn Sie eine Weile auf dieser Website waren.

 

Warum mache ich das?

The author as a young child

Vermutlich ist es genetisch bedingt.
Meine Großeltern väterlicherseits waren Künstler. Der Vater ein künstlerischer Architekt, der leider nichts von Buchhaltung verstand. Meine Großmutter dichtete und illustrierte Kinderbücher, womit sie die Familie ernährte.
Mein Vater war eigentlich auch ein Künstler. Er dichtete, malte und schnitzte. Doch wie seine Mutter musste er die Familie ernähren und wurde Autoverkäufer bei VW.
Ich hoffe, dass meine künstlerische Karriere sich positiver als die meiner Vorfahren entwickelt, bin aber skeptisch.

 

Was inspiriert mich, Cartoons zu machen?

Kreativ zu sein ist für mich die letzte Freiheit im Leben.
So vieles heutzutage ist geregelt, geordnet – wofür ich sehr dankbar bin.
Aber wenn ich in meinem Skizzenbuch herumkritzele oder an meinem Grafiktablett sitze, bin ich frei. Niemand schaut mir über die Schulter. Ich muss nichts erklären oder rechtfertigen. Ich muss noch nicht einmal Geld damit verdienen.
Gibt es eine größere Freiheit?

 

Wofür stehen meine Cartoons?

Mein Geld verdiene ich als Führungskräftetrainer und Coach. Helfe also Menschen, sich zu verändern. Oder sich wenigstens damit zu versöhnen, wie sie sind, wenn sie es schon nicht ändern können.
Das ist schöne aber auch harte Arbeit und wird angemessen bezahlt. Das mache ich seit über dreißig Jahren. Bin also mit den menschlichen Konflikten, Irrtümern, Illusionen und Wirrnissen des Lebens einigermaßen vertraut.

 

Was ist das Besondere an meiner Arbeit?

Ein Spruch kann ein einzelnes Leben verändern („Vorsicht Starkstrom – Nicht berühren!“).
Fasziniert haben mich immer Sätze, die man nicht mehr aus dem Kopf kriegt wie „Denken Sie jetzt nicht an einen grünen Elefanten!“
Ich weiß, dass der Satz eigentlich anders heißt, da sehen Sie mal, wovon ich spreche.
Nämlich, dass gute Bilder hängen bleiben. Im Kopf. Jahrelang.

 

Woher kommen die Einfälle für meine Cartoons?

Fast alle sind geklaut. Das ist ja bei jedem Künstler so.
Gute Künstler kopieren. Bedeutende Künstler stehlen“, hat Picasso gesagt.
Daran halte ich mich. Das heißt, ich lese viel. Höre Alltagsgesprächen zu. Sehe TV.
Und irgendwie kommen dann die Einfälle. So aus dem Nichts.
Weil sie genauso schnell dorthin auch wieder verschwinden können, habe ich immer ein Notizbuch einstecken (nein, kein Moleskine.) Oder spreche via App in mein Smartphone.
Richtig geklaut sind meine Einfälle natürlich doch nicht. Sonst wäre mein Briefkasten ja voll mit Einschreiben von Abmahnanwälten.
Zwar wurde schon alles gesagt und geschrieben – aber eben nicht von mir.
Und schon gar nicht kombiniert mit meinen Cartoons.Die gibt es nur hier.
Wie gesagt: Kreativität ist die letzte Freiheit.

 

Was ich bezwecken will.

Wer heute im Sport oder in der Kunst ganz groß rauskommen will, muss mit drei Jahren anfangen,
mit sieben sein erstes Konzert gegeben haben oder mit vierzehn Wimbledon gewonnen haben.
Ich bin 66 Jahre alt. Das wird knapp.
Zum Glück bin ich ja auch kein Künstler.